Mittwoch, 12. Februar 2014

Neuer Stoff für eure Ohren!

In letzter Zeit erschienen gleich mehrere Alben auf dem Markt, die interessant, kurios, gesellschaftlich polarisierend sind:

Against Me!: Transgender Dysphoria Blues
Against Me! ist eine US-Rockband, die irgendwo zwischen Punk, Country und Folk anzusiedeln ist.
Während die Band früher regelmässig Alben veröffentlichten, zuletzt im Jahre 2011 gleich deren zwei, liessen sich die Jungs aus Florida nun drei Jahre Zeit.
Die Jungs? Nicht ganz. Bandgründer Tom Gabel nämlich, Frontsänger der Band, ist nun kein Mann mehr, sondern eine Frau. 2012 fing er an, sich in eine Frau zu verwandeln, Hormontherapie und Operationen inklusive. Schon zuvor spielte Gabel in Songtexten eine gewisse Transsexualität an, lebte auf der Bühne das Androgyne - erhob es gar zu Kunstform, ähnliche wie zuvor schon David Bowie oder Marilyn Manson.
Nun aber, im Jahre 2014, sind Against Me! zurück und haben neu eine Frau am Mic, die auf den klingenden Namen Laura Jane Grace hört.
Die Single, die den gleichen Namen wie das Album trägt, behandelt denn auch die Probleme, die auf Laura Jane Grace zugekommen sind - und die überraschende Erkenntnis, dass auch im normalerweise offenen Punk-Milieu Geschlechtsumwandlungen nicht immer gut ankommen.


Breton: War Room Stories
Breton war mal ein Künstler-Duo aus Grossbritannien, dass sich als eine Mischung aus Musiker und Filmer betitelte. Während sie selbst mit ihrem Debüt-Album Other People's Problems nur mässig erfolgreich waren, produzierten sie Videos für Lana Del Rey, Tricky oder Sinead O'Connor.
Die Einflüsse, die sie dabei mitnahmen, sind auf ihrem Zweitling War Room Stories deutlich zu hören.
Wichtig ist es der mittlerweile zum Quintett angewachsenen Band aber immer, zu betonen, dass ihre Musik mehr ist als eben nur Musik, dass Breton nicht eine Band, sondern ein Künstlerkollektiv sei und dessen Werke eine Mixtur aus cineastischer und musikalischer Motive seien.
Nun gut - meistens, wenn eine solche Argumentation einem Album vorgeschoben wird, kann man davon ausgehen, dass die Musik als Hauptkunstform nicht dermassen überzeugend ist.
Breton jedoch gehen ihren Weg konsequent und ihr Album vermag zu gefallen, wenn auch nicht restlich zu überzeugen.
Irgendwo zwischen TripHop, Alternative und Electronic angesiedelt, wummern die Bässe und schreien die Synthies, um dann in einer Indie-Melodie aufzugehen und sich schlussendlich in einen Club-Kracher zu verwandeln. Gewöhnungsbedürftig - aber recht gut.
Nach der Vorab-Single Got Well Soon, welche bereits vor 3 Monaten erschien, kommt mitsamt dem Album nun Envy, der Opener des Albums und ein Track, welcher wohl als einziger den Anspruch des Pops gerecht wird. 


The Go Find - Brand New Love
Finden wir uns. Mit The Go Find. Bzw. finden wir uns wieder. Und zwar mitten in den 80er-Jahren.
Der Belgier Dieter Sermeus, der Kopf hinter The Go Find, released alle drei Jahre ein Album unter eben diesem Pseudonym. Dabei behandelt er jedes Mal eine Musik-Epoche als solches und lässt seine Helden von damals in eigenen Songs aufleben.
Bei Brand New Love sind es die 80er-Jahre und handeln von Bands wie Eurythmics, Cocteau Twins oder The Chills. Und an Giorgio Moroder kommt man heutzutage so oder so nicht mehr vorbei - nicht erst, seit Daft Punk diesen auf Random Access Memories gehuldigt haben.
Allerdings sind die wummernden, wuchtigen Synthesizer und Beats bei The Go Find gelassen und melodiös arrangiert, alles wirkt wie ein ruhiger Spiegel dessen, was in den wilden 80er so abging. Von Disco und NDW ist nichts zu hören. Die Songs sind eher eine ruhige Erzählung dessen, wass Sermeus beinflusste bzw. heute noch beeinflusst.


Halls - Love To Give
Er will doch nur geliebt werden. Er, der aus Liverpool stammende Sam Howard.
Unter dem Pseudonym Halls veröffentlichte der Brite nun sein zweites Album. Und dass er viel Liebe zu geben hat und diese auch gern erhalten würde, das merkt man dem Werk an.
Bereits bei seinem Debüt Ark arrangierte Howard süffige, ruhig-melancholische Pop-Rock-Songs, die irgendwie passend für diesen Nicht-Winter sind und sich hervorragend eignen, um mit seiner Liebe an einem Sonntag im Bett zu bleiben und die Wetterkapriolen mit einem warmen Tee aus der wohlig-warmen Wohnung zu betrachten.
Dennoch kommt man nicht umhin, dem guten Sam Howard - oder eben Halls - zu sagen, dass es irgendeinmal reicht mit melancholischem Getue. Man will ja nicht depressiv werden.
Dennoch oder leider eben immer noch: Halls ist ein vielversprechender Musiker. Nach seinem ersten wie nach seinem zweiten Album.


The Amazing Snakeheads - Flatline (Single)
Okay. Wenn der Guardian-Musicblog schreibt, diese Band sei "so aufregend, dass man nicht mehr schlafen könne", dann ist es quasi meine Pflicht, diese euch vorzustellen - auch wenn bis dato kein Album von dem schottischen Trio auf dem Markt ist, sondern erst eine Single namens Flatlining und eine EP  (Testifying Time/The Truth Serum).
Und scheisse ja. Wenn man Clips und Songs der Band hört, kann man echt nicht mehr schlafen. Ich frage mich nur, ob dies daran liegt, dass die Jungs so gut sind, oder aber daran, dass man vor ihnen und ihrer Musik und deren visuellen Verarbeitung Angst kriegt.
Überzeugt euch selbst:


Die Band aus Glasgow prügelt eine Mixtur aus Punk, Hardcore, Rock, Rockabilly... was auch immer... in ihre Instrumente.
Tatsächlich kann ich mir sehr gut vorstellen, bei den Jungs im legendären Circle Of Death rumzuspringen und irgendwelchen wildfremden Leuten meinen Bierhumpen in die Fresse zu hauen. Und ja, da kann ich dann wirklich nicht mehr schlafen.


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